… ein frühkindlicher Reflex?
Reflexe sind uns allen aus dem täglichen Leben bekannt. Der Lidschlussreflex befeuchtet und schützt das Auge, der Schluckreflex leitet den Schluckvorgang ein. Diese Reflexe bleiben uns ein Leben lang erhalten und können nur bedingt und viel Kraftaufwand von uns kontrolliert oder beeinflusst werden.
Frühkindliche Reflexe hingegen haben die wichtige, genetisch programmierte Aufgabe, das Baby während der Schwangerschaft und Geburt -mit festgelegten Bewegungsmustern- zu schützen und zu unterstützen und im ersten Lebensjahr den Aufrichtungsprozess zum stehenden und gehenden Menschen zu trainieren. Ähnlich wie ein innerer Fitnesstrainer mit einem angepassten Bewegungsprogramm.
So helfen die frühkindlichen Reflexe stabile Nervenverbindungen im Hirn aufzubauen, das Körperschema zu entwickeln, unsere Wahrnehmung zu schulen und zu “eichen”. Erst dadurch werden präzise koordinierte und kraftdosierte Bewegungen jeder Muskulatur möglich. Das betrifft auch die Feinmotorik unserer Augen-, Zungen- und Handmuskulatur.
Sind zur Einschulung alle Reflexe integriert, hat das Kind die neuronale Schulreife erreicht.
Was bedeutet das im Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten?
Reflexe sind Bewegungen die wir nicht beeinflussen können. Das heißt, dass eine bestimmte Bewegung (z.B. des Kopfes) so etwas wie einen Schalter drückt und damit verknüpfte Bewegungsmuster ausgeführt werden .
Wenn während der Entwicklung des Babys durch diverse Stolpersteine das Bewegungsprogramm nicht vollständig beendet werden kann, können die Reflexe nun nicht komplett verschwinden. Das Kind lernt zwar, diese, mehr oder weniger gut, zu kompensieren, sie zerren aber trotzdem noch immer an ihm. Das bedeutet, dass es permanent ausgleichende Bewegungen ausführen muss.
Dazu kommt, dass die Hör- und Sehwahrnehmung nicht voll ausgebildet ist, das Gleichgewicht dauernd streiche spielt. Das strengt an, ist erschöpfend, macht Angst und verwirrt.
Je stärker die Reflexe am Kind zerren, desto schwieriger fällt es ihm, sich zu konzentrieren, präzise Bewegungen auszuführen, eine vernünftige Handschrift zu produzieren oder sich ruhig zu halten. Die vielen Geräusche drumherum können nicht gefiltert werden. Die Augen hüpfen unkontrolliert und/oder erzeugen Doppelbilder.
Kinder mit starken Restreflexen benötigen all ihre Kräfte, dagegen anzukämpfen. Da bleibt wenig Kraft über, sich darum zu scheren, was Mama gerade verlangt und dass man in der Schule still sitzen soll. Diese Kinder können nur mit ganz viel Kraftaufwand erkennen, wie ein Wort richtig geschrieben wird und wie die Bewegungen funktionieren, dieses Wort auch wieder korrekt und auf der Linie nieder zuschreiben. Sie sind schnell überfordert und können ablehnend, impulsiv, aggressiv oder mit Rückzug reagieren.
Welche Symptome zeigen denn, dass noch Reflexe da sind?
Einige Symptome bestehender frühkindlicher Reflexe können sein:
So könnte dein Kind Texte sehen, wenn es durch bestehende Restreflexe Doppelbilder sieht: